@stefan Mit Behörden insgesamt sehe ich keine Probleme. Aber Strafverfolgungsbehörden sind etwas besonderes.
Zum einen, weil es keine "außerdienstlichen Polizisten" gibt. Wenn ein Polizist in seiner Freizeit eine Straftat beobachtet (oder das glaubt), muss er die verfolgen.
Zum anderen übt die Polizei das Gewaltmonopol aus. Es ist grundsätzlich illegal sich gegen Übergriffe eines Polizisten zu wehren, selbst wenn sie unrechtlich sind. Da kann ich mich nicht sicher fühlen.
@stefan Was konkrete Erlebnisse angeht: sie waren nie wirklich *schlimm*.
Ich wurde mal unrechtmäßig kontrolliert. Und hab andererseits mehrfach die Polizei gerufen, weil ich mich in Gefahr sah, und mir wurde jedes mal gesagt, dass sie nichts tun können.
Meine Erfahrungen sind also bestenfalls "fundamental nutzlos" bis "kind of annoying".
Nicht genug, dass ich mir ACAB auf die Knöchel tätowieren würde, aber genug, dass ich mit mehr betroffenen Personen sympathisieren kann.
@stefan Ich sage nicht, dass die Polizei nicht existieren sollte. Nur dass ich verstehe, dass marginalisierte Gruppen sich in ihrer Gegenwart nicht sicher fühlen. Und sie insbesondere nicht auf Protesten wollen.
Die Polizei ist eben *nicht* einfach nur ein Arbeitgeber. Die Verallgemeinerung auf "weil ihr für X arbeitet" ist ein Kategorienfehler. Du kannst organisierte Staatsgewalt nicht gleichsetzen mit irgendeiner Firma. Wir müssen über Strafverfolgung als Strafverfolgung reden, nicht als "X".
@stefan Und ich finde es auch auffällig, das du auf der einen Seite individualisierst ("wir wollen *euch* nicht"), aber auf der anderen Seite systematisierst ("die Polizei muss so funktionieren").
Es wird hier oft mit zweierlei Maß gemessen. Wenn man Polizisten kritisiert "machen die ja nur ihren Job". Wenn man die Polizei kritisiert "sind das ja auch nur Menschen".
Die Polizei hat eine Sonderstellung. Weil ein Polizist eben nie "privat" ist, sondern immer die Staatsgewalt.
@stefan Und wir sollten auch nicht die konkreten Probleme ignorieren, dass wir z.B. *wissen* dass es in der Polizei Neonazi Netzwerke gibt. Die die Befugnisse der Polizei nutzen um aktiv politisch zu verfolgen.
Solange Neonazis in den Datenbanken hängen, ist selbst die best gemeinte Personenkontrolle auf einem Protest ein potentielles Signal, mir Neonazis nach Hause zu schicken. Weil die nur suchen müssen nach "Leute, die auf dem CSD kontrolliert wurden" und dann auch geich meine Adresse haben.
@stefan TBC, ich bin kein Anarchist. Ich glaube schon, dass die Polizei grundsätzlich existieren muss. Die Institutionen sind nicht perfekt.
Ihr grundsätzlich zu misstrauen ist aber Teil davon. Das Gewaltmonopol ist ein Privileg. Das Misstrauen die Kosten dafür.
Auch das ist Teil davon, dass das System nicht perfekt ist.
> Man muss aber auch wollen und ne Debatte aushalten um Besserung zu erreichen.
Das ist nicht persönlich gemeint. Aber du hast gesagt, die Linke Ortsgruppe sei undifferenziert, pauschal und nicht progressiv genug, *weil sie die Debatte führt*. "Wir wollen kategorisch keine Polizei auf Protesten" ist eine legitime und auch differenziert inhaltlich begründbare Position.
Ich versuch hier nur, das verdeutlichen: ACAB ist ein verkürzter Slogan für ein durchdachtes theoretisches Argument.
@stefan Ich glaube wir haben jetzt auch die Grenze durchbrochen, von was an Diskussion in dem Medium funktoniert :) Das zerfasert sich.
Wie gesagt, ich wollte nur deutlich machen, dass man da durchaus differenziert drüber nachdenken kann und trotzdem zu dem Schluss kommen, keine Polizei auf dem CSD zu wollen. Hoffe das hat funktioniert, sonst müssten wir offline reden.